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3. Kapitel: Die grundlegenden Elemente des Kommunismus

a) Das kommunistische Grundfunktionsprinzip der Gemeinschaftlichkeit

Dass sich Menschen ausbeuten, sich also gegenseitig für ihre privaten Ziele ausnutzen, ist nur möglich, wenn die privaten Ziele der verschiedenen Menschen einander entgegengesetzt sind, sobald sie in einer sozialen Wechselwirkung aufeinandertreffen. Die Ausbeutergesellschaften sind dadurch gekennzeichnet, dass sich in ihnen Klassen antagonistisch gegenüberstehen. Menschengruppen von gesamtgesellschaftlicher Wirksamkeit, die durch bestimmte Produktionsverhältnisse charakterisiert sind, werden Klassen genannt. Sie sind bestimmt durch ihr Verhältnis zu den Produktionsmitteln und durch die Größe ihrer Verfügungsgewalt über den gesellschaftlichen Reichtum.
Die Spaltung einer Gesellschaft in Klassen bewirkt, dass sich die mächtigeren Klassen aufgrund ihrer größeren gesellschaftlichen Verfügungsgewalt Arbeit der weniger mächtigeren aneignen, sie also ausbeuten können. Wenn eine solche Möglichkeit besteht, dann wird sie auch von Menschen genutzt. Das beweist die bisherige Geschichte.
Die Spaltung einer Gesellschaft in Klassen bedeutet immer auch unterschiedliche Lebensumstände und unterschiedliche soziale Erfahrungen. Die daraus entstehenden unterschiedlichen materiellen Interessen und die vom sozialen Gegensatz geprägte geistige Kluft zwischen den Klassen verhindern auf die Dauer eine gesamtgesellschaftliche Einigung, führen also unweigerlich immer zum Kampf der Klassen. Solang sich die Menschen im alltäglichen Leben, in der Möglichkeit und der Notwendigkeit der Arbeit und in der Art, über gesellschaftliche Umstände zu denken, unterscheiden, werden sie sich bekämpfen. Die weniger mächtigen Klassen müssen darum kämpfen, den Druck der Macht abzuschütteln oder selbst Macht zu erlangen, um ihre eigenen Interessen besser durchsetzen zu können. Die mächtigeren Klassen kämpfen gegen den Druck der nach Freiheit strebenden unterprivilegierten Klassen um den Erhalt und den Ausbau ihrer Macht, um ihre auf Herrschaft beruhende Freiheit nicht zu verlieren. Und solang Menschen um die Macht kämpfen, egal ob mit oder ohne Gewalt, solang wird es in diesem Kampf Opfer geben, wird es Ausgebeutete geben, die in diesem Kampf unterliegen oder sogar nie eine Chance zum Sieg hatten.
Folglich müssen der Gegensatz der Klassen und damit die Klassen selbst abgeschafft werden, um die Ausbeutergesellschaft abzuschaffen. Die kommunistische Gesellschaft kann folglich nicht auf der gesellschaftlichen Verfügungsgewalt einer bestimmten Menschengruppe basieren, auch wenn diese Menschengruppe im Interesse der Gesamtgesellschaft zu handeln vorgibt. Eine solche Gesellschaft bleibt zumindest instabil. Sie kann die Ausbeutung nicht auf Dauer verhindern, da sie deren Ursache, die Existenz von Klassen, nicht beseitigt hat.

Die kommunistische Gesellschaft basiert auf der gemeinschaftlichen Gestaltung des Lebens, der Arbeit und des Denkens aller in ihr vereinigten Individuen.

Das ist das Grundfunktionsprinzip der Gemeinschaftlichkeit der kommunistischen Gesellschaft. Dieses Prinzip verhindert die Ausbeutung von Menschengruppen durch andere Menschengruppen, da jedem einzelnen Individuum von der Gemeinschaft ein Gleichgewicht seiner Rechte und Pflichten bei der Verwaltung des gesellschaftlichen Reichtums garantiert wird. Die Möglichkeit der Realisierung dieses Prinzips im gesellschaftlichen Mechanismus entscheidet darüber, ob das Ziel des Kommunismus überhaupt erreichbar ist.
Das kommunistische Grundprinzip der Gemeinschaftlichkeit gibt selbst keine Grenze dafür an, wie weit die Gemeinschaftlichkeit gehen soll oder darf. Es macht auch keine Aussage darüber, wie diese Gemeinschaftlichkeit erreicht und stabilisiert werden kann. Das kommunistische Grundprinzip der Gemeinschaftlichkeit ist also nicht eindeutig und muss um weitere Grundaussagen erweitert werden, um den Funktionsmechanismus der kommunistischen Gesellschaft eindeutig zu definieren.

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b) Das kommunistische Grundfunktionsprinzip der Bewusstheit

Die Ausbeutung beruht auf der unterschiedlichen Verfügungsgewalt über den gesellschaftlichen Reichtum. Die Mehrzahl der Ausbeuter wird ihre Verfügungsgewalt aber nicht freiwillig abgeben, da sie dann die daraus folgenden Vorteile und Privilegien verlieren würde. Sie werden vielmehr versuchen, ihre Ausbeutung zu verschleiern, um sie so gegen Anfeindungen zu schützen. Daher müssen sich Menschen finden, die aktiv handeln, um den Ausbeutern ihre Macht abzunehmen und durch gemeinschaftliche Verfügungsgewalt zu ersetzen. Das setzt Einsicht in die komplizierten und sogar noch zusätzlich verschleierten gesellschaftlichen Verhältnisse in der Ausbeutergesellschaft und damit bewusstes Handeln voraus. Natürlich ist auch ein spontaner Sturz von Ausbeutungsverhältnissen möglich. Aber ohne die Erkenntnis, dass die Existenz von Klassen für die Ausbeutung verantwortlich ist und folglich ohne das bewusste Ziel, nicht nur eine konkrete Machtgruppe, sondern die Klassen insgesamt abzuschaffen, bleiben die Klassen bestehen und somit entsteht früher oder später auch wieder Ausbeutung.
Des Weiteren muss die Gesellschaft auch fähig sein, die geschaffene gemeinschaftliche Verfügungsgewalt zu nutzen. Sie muss fähig sein, die erneute Herausbildung von Klassen wirksam auszuschließen. Das kann sie nur, wenn jedes ihrer Mitglieder die Möglichkeiten der gemeinschaftlichen Verfügungsgewalt komplex begreift und voll ausnutzt, anstatt sie an einzelne Vertreter zu übergeben. Auch das ist ein Akt bewussten Handelns.
Schließlich muss die Gesellschaft und damit jedes ihrer Mitglieder in der Lage sein, die gesellschaftlichen Vorgänge zu begreifen, wenn sie die gemeinschaftliche Verfügungsgewalt auch technisch effektiv nutzen will.

Die kommunistische Gesellschaft basiert auf der bewussten Gestaltung des Lebens, der Arbeit und des Denkens durch die in ihr vereinigten Individuen.

Das ist das Grundfunktionsprinzip der Bewusstheit der kommunistischen Gesellschaft. Durch den Beweis, dass das kommunistische Grundprinzip der Bewusstheit für die kommunistische Gesellschaft notwendig ist, ist auch die besondere Qualität der kommunistischen Gesellschaft bewiesen, als einzige bewusst aufgebaut werden zu müssen, als bewusste Anwendung und bewusste Ausnutzung ihrer Theorie.
Nun ist auch elementar klar, dass der Kommunismus die einzige Gesellschaftsordnung ist, in der nicht die Ökonomie, sondern die Theorie das primäre, das initiierende Element im dialektischen Verhältnis von Basis und Überbau darstellt. Da das gesellschaftliche Sein das gesellschaftliche Bewusstsein bestimmt, da also die Menschen aus ihrer ganz konkreten Erfahrung der herrschenden Zustände heraus urteilen, bleibt die Ökonomie aber die Basis der kommunistischen Gesellschaft. Ihre Gestaltung entscheidet letztendlich über den Charakter der Gesellschaft. Aber die Möglichkeiten der Gestaltung einer kommunistischen Ökonomie hängen vom Grad der Richtigkeit der kommunistischen Theorie ab.
Das Grundprinzip der Bewusstheit allein besagt noch nicht, in Richtung auf welches Ziel sich die bewusste Gestaltung richten soll. Auch wird noch nichts über das Verhältnis der Ziele der einzelnen Individuen zueinander ausgesagt. Damit ist auch das Grundprinzip der Bewusstheit allein nicht eindeutig und muss durch weitere Grundaussagen ergänzt werden, um den Funktionsmechanismus der kommunistischen Gesellschaft eindeutig zu definieren.

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c) Die kommunistische Dialektik von Gemeinschaftlichkeit und Bewusstheit

Keines der beiden kommunistischen Grundfunktionsprinzipien allein ist ausreichend, die kommunistische Gesellschaft vollständig zu charakterisieren. Beide gemeinsam sind aber in der Lage, die Grundlage zur Beschreibung des Mechanismus zur Erreichung des Zieles des Kommunismus zu legen. Dieser Mechanismus ist die kommunistische Gesellschaft.
Die Gemeinschaftlichkeit muss durch die Bewusstheit ergänzt und kontrolliert werden, damit sie durchgesetzt und stabilisiert werden kann. Sie wird durch die Bewusstheit auch beschränkt, so dass eine Verletzung der Individualität der Menschen verhindert wird, die aufgrund ihrer Eigenschaften wiederum zu einer Zerstörung der Gemeinschaftlichkeit führen würde.
Die Bewusstheit muss durch die Gemeinschaftlichkeit ergänzt und kontrolliert werden, da Bewusstheit nur in Richtung auf ein Ziel existieren kann. Sie wird durch die Gemeinschaftlichkeit auch beschränkt, so dass ein Widerspruch zwischen individuellen und gesellschaftlichen Interessen verhindert wird, der die bewusste Gestaltung der Gesellschaft unmöglich machen würde.
Beide kommunistischen Grundfunktionsprinzipien bedingen also einander und üben eine gegenseitige Kontrollfunktion aus. Ihre gesellschaftliche Wirksamkeit ist nur dann gewährleistet, wenn die gesellschaftlichen Strukturen sowohl auf ihrer Basis gestaltet werden als auch die gesellschaftliche Reproduktion dieser Grundprinzipien zur Folge haben. Ist das Verhältnis zwischen Gemeinschaftlichkeit und Bewusstheit nicht ausreichend ausgewogen, entstehen Extremzustände, die schließlich zur Zerstörung der Gesellschaft, zur Zerstörung des ausbeutungsfreien Zustandes führen.
Wird die Bewusstheit vernachlässigt, muss die Gemeinschaftlichkeit durch Zwang oder Manipulation erreicht werden. Da jemand diesen Zwang oder diese Manipulation durchführen muss, entsteht eine diktatorische Zentralstruktur, in der sich eine neue herrschende Klasse herausbildet. Die höchste Konsequenz der Vernachlässigung der Bewusstheit ist der Maoismus, ein „Kasernenkommunismus“, die völlige Unterdrückung der Individualität. Je stärker die Bewusstheit vernachlässigt wird, desto größer ist die Missachtung der Individualität der Menschen. Die dann betriebene Gleichmacherei führt schließlich zur Zerstörung der Gesellschaftsstruktur, zum Verlust des Zieles des Kommunismus und zur Restauration einer Ausbeutergesellschaft. Stabil könnte eine solche Struktur nur sein, wenn die Menschen keine Individualität besitzen würden. Daher ist ein Insektenstaat, ohne die Eigenschaft der Individualität, stabil. Eine überzogene Gemeinschaftlichkeit macht sich bereits dadurch selbst unmöglich, dass sie nur durch Zwang erreichbar ist und sich derjenige, der den Zwang ausübt, aus der Gemeinschaft heraushebt, also die Gemeinschaftlichkeit durchbricht.
Die Vernachlässigung der Bewusstheit bei dem Versuch, das Ziel des Kommunismus zu verwirklichen, wird Stalinismus genannt. Der Stalinismus führt zu feudalistischen Machtstrukturen.
Wird die Gemeinschaftlichkeit vernachlässigt, kann das gesellschaftliche Handeln der Menschen nicht mehr voll koordiniert werden, richtet sich nicht mehr auf gleiche Ziele. Die Bewusstheit kann auch für private Ziele eingesetzt werden, die der Gesellschaft schaden. Damit wird die Tätigkeit der Gesellschaft in Richtung auf den gesellschaftlichen Fortschritt uneffektiv. Die Individuen können, entsprechend der Unterschiedlichkeit ihrer Interessen, miteinander um die Verfügungsgewalt über den gesellschaftlichen Reichtum kämpfen. Es entstehen folglich wieder privilegierte Klassen aus denjenigen Menschen, die in diesem Kampf erfolgreich sind. Zudem wird noch ein beträchtlicher Teil der Kraft der Gesellschaft für diesen Kampf verschwendet, anstatt zum gesamtgesellschaftlichen Wohl benutzt zu werden. Die höchste Konsequenz der Vernachlässigung der Gemeinschaftlichkeit ist der Anarchismus, das Chaos aller gesellschaftlichen Zustände. Je stärker die Gemeinschaftlichkeit vernachlässigt wird, desto größer wird der Interessenkonflikt der einzelnen Menschen, desto stärker werden ihre natürlich und gesellschaftlich bedingten Unterschiede wirksam. Der dann ausbrechende Konkurrenzkampf führt schließlich zur Zerstörung der Gesellschaftsstruktur, zum Verlust des Zieles des Kommunismus und zur Restauration einer Ausbeutergesellschaft. Eine solche Struktur könnte nur stabil sein, wenn die Menschen, zumindest die ausgebeuteten, keine Intelligenz besitzen würden. Dann wären sie nicht in der Lage, ihre Situation zu erkennen und folglich zu ändern. Deshalb sind die Ausbeuter in den Ausbeutergesellschaften bestrebt, die Ausgebeuteten durch Bildungsentzug oder geistige Manipulation zu verdummen. Eine überzogene Bewusstheit macht sich bereits dadurch selbst unmöglich, dass sie Interessenkämpfe erzeugt, die dem Gewinner erlauben, bewusst über das Leben des Verlierers zu entscheiden, diesem aber damit die Bewusstheit vorzuenthalten.
Die Vernachlässigung der Gemeinschaftlichkeit bei dem Versuch, das Ziel des Kommunismus zu verwirklichen, wird Reformismus genannt. Der Reformismus führt zu kapitalistischen Machtstrukturen.
Bei der Einschätzung der Wirkung der beiden kommunistischen Grundprinzipien muss nicht nur ihr gegenseitiges Verhältnis beachtet werden, sondern auch ihre absolute Stärke. Daher ist es auch möglich, dass eine gleichzeitige Vernachlässigung beider Grundprinzipien erfolgt. Da damit gleich beide wesentlichen Grundlagen der kommunistischen Gesellschaft negiert werden, treten nicht nur beide negativen Folgen kombiniert auf, sondern der entstehende Schaden potenziert sich. Die gleichzeitige Vernachlässigung der Gemeinschaftlichkeit und der Bewusstheit bei dem Versuch, das Ziel des Kommunismus zu verwirklichen, wird Realsozialismus genannt. Die letzte Konsequenz des Realsozialismus ist die Perestroika, die völlige Umgestaltung der Gesellschaft zu einer Ausbeutergesellschaft.
Mit der Angabe der beiden kommunistischen Grundfunktionsprinzipien und dem Beweis ihrer Notwendigkeit und gegenseitigen Bedingtheit wurde noch keine Aussage über die konkreten Strukturen gemacht, die diese Prinzipien nutzen und reproduzieren können. Wie sich aber zeigt, sind diese Strukturen, unter den zu Anfang gemachten Voraussetzungen, vollständig aus diesen Grundprinzipien, also aus der Forderung, dass diese Grundprinzipien wirken und reproduziert werden müssen, ableitbar.

 

 

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Letzte Änderung: 9. April 2001 - © Kunst des Denkens 1998-2001