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4. Kapitel: Die Entwicklung der kommunistischen Gesellschaft

a) Die kommunistische evolutionäre Hauptetappe

Die kommunistische konstruktive Hauptetappe geht allmählich in die kommunistische evolutionäre Hauptetappe über. Das bedeutet, dass die kommunistischen Strukturen und Mechanismen zumindest formal voll in Funktion gesetzt worden sind. Der dadurch eintretende Zustand der Gesellschaft wird demzufolge vollständig durch die kommunistischen Grundprinzipien, Hauptprinzipien und Hauptrelationen sowie dem daraus folgenden Prinzipien- und Relationssystem beschrieben.

Die Wirkung der kommunistischen Grundprinzipien zeigt aber, dass dieser Zustand nicht statisch ist. Die kommunistische Gesellschaft bedeutet nicht gesellschaftlichen Stillstand, bedeutet kein Ende der gesellschaftlichen Entwicklung. Der Grund ist einfach der, dass auch die kommunistische Gesellschaft nicht frei von Problemen ist.

Zum einen lebt auch die kommunistische Gesellschaft in, mit und von der Natur. Die natürlichen Lebensbedingungen können sich ändern, auch die Ansprüche der Menschen an die Natur ändern sich. So entstehen Probleme, also Widersprüche zwischen menschlichen Wünschen und natürlicher Realität, die gelöst werden müssen.

Zum anderen besteht auch die kommunistische Gesellschaft aus einzelnen Menschen, deren Individualität aufgrund der kommunistischen Kulturprinzipien sogar wesentlich stärker ausgeprägt ist, als in Ausbeutergesellschaften. Infolge von Gemeinschaftlichkeit und Bewusstheit sind die individuellen Interessen zwar nicht mehr sozialökonomisch entgegengesetzt, aber es bleiben individuelle Interessen, die in der Vielfalt der gesellschaftlichen Beziehungen der Menschen oft kollidieren. Damit entstehen Probleme, also Widersprüche zwischen den Wünschen und Handlungen der einzelnen Menschen, die gelöst werden müssen.

Die kommunistische Gesellschaft ist also auch von gesellschaftlichen Widersprüchen geprägt. Aber im Gegensatz zu allen Ausbeutergesellschaften verfügt die kommunistische Gesellschaft jetzt über die Mittel, diese Widersprüche zu lösen.

Das kommunistische Grundprinzip der Bewusstheit ermöglicht es den Menschen in der kommunistischen Gesellschaft, Widersprüche, ihre Ursachen und ihre Folgen zu erkennen und den entsprechend dem kommunistischen ökonomischen Hauptwirkungsprinzip besten Weg zu ihrer Lösung zu finden.

Das kommunistische Grundprinzip der Gemeinschaftlichkeit gibt den Menschen in der kommunistischen Gesellschaft den Willen, eine für alle tragbare Einigung zu erzielen, ja mehr noch, den Willen zur Solidarität. Damit können viele Widersprüche schon vor ihrer Entstehung vermieden werden.

Die kommunistische Gesellschaft reguliert sich selbst, da in ihr autoregulative Prinzipien wirken, die sich immer wieder selbst reproduzieren. Doch die Wirksamkeit solcher sich selbst reproduzierenden gesellschaftlichen Prinzipien bedeutet nicht, dass diese nach ihrer vollen Entfaltung alle Probleme in der Gesellschaft verhindern werden. Sie bedeutet vielmehr, dass jedes auftretende gesellschaftliche Problem letztlich gelöst werden kann. Sie bedeutet auch nicht, dass keine gesellschaftlichen Fehlentscheidungen und -entwicklungen mehr auftreten können. Sie bedeutet vielmehr, dass solche Fehlentscheidungen und -entwicklungen minimiert und in kürzester Zeit korrigiert werden. Die kommunistische Gesellschaft verhindert die Entstehung von Widersprüchen nicht grundsätzlich, sondern ermöglicht ihre schnellst- und bestmögliche Lösung. Allein durch die Anwendung von Gemeinschaftlichkeit und Bewusstheit auf die gesellschaftlichen Widersprüche wird verhindert, dass diese zu Antagonismen werden, also zu innerhalb der Gesellschaft nicht lösbaren, prinzipiellen, dauernd wirksamen Widersprüchen, Interessengegensätzen. Die fortwährende Lösung der entstehenden Widersprüche bedeutet, dass sich die kommunistische Gesellschaft technisch und kulturell entwickelt, allerdings ohne dabei durch erfolglose Versuche an antagonistischen Widersprüchen abgelenkt und gebremst zu werden.

Das Leben der kommunistischen Gesellschaft ist ein evolutionärer Prozeß des dynamischen, autoregulativen gesellschaftlichen Gleichgewichts der Entstehung nichtantagonistischer Widersprüche und ihrer Lösung durch Gemeinschaftlichkeit und Bewusstheit, in dem sie ihre gesellschaftlichen Grundlagen der Gemeinschaftlichkeit und Bewusstheit ständig auf höherem Niveau reproduziert.

Das ist die evolutionäre Hauptetappe der kommunistischen Gesellschaft. dass in ihr keine Antagonismen auftreten, bedeutet, dass es auch keine Notwendigkeit gibt, die Kraft der Menschen in Kämpfen gegeneinander zu verschwenden. An deren Stelle tritt die gemeinschaftliche und bewusste Anstrengung der Menschen zur Lösung wirklicher, nicht künstlich erzeugter Probleme. Die technische und kulturelle Entwicklung der kommunistischen Gesellschaft ist gegenüber den Ausbeutergesellschaften wesentlich beschleunigt und verbessert, denn die Produktivkräfte wachsen, während die ökonomischen Zwänge sinken. Die kommunistische Gesellschaft kann jedes prinzipiell lösbare Problem früher oder später auch lösen, die kommunistische Gesellschaft kann sich schrankenfrei entwickeln. Und da die kommunistische Gesellschaft so angelegt ist, dass sie autoregulativ ist, also ihre eigenen gesellschaftlichen Grundlagen wieder reproduziert, ist sie auch stabil. Die Entwicklung wird also nicht mehr durch gesellschaftliche Umbrüche unterbrochen oder sogar zurückgeworfen.

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b) Die kommunistische sozialökonomische Eindeutigkeit

Die Theorie der kommunistischen Gesellschaft beschreibt die kommunistische Gesellschaft vollständig. Sie kann auf jedes Gebiet des gesellschaftlichen Lebens angewandt werden. Für die Bereiche Ökonomie und Politik lassen sich eindeutige Zielstellungen aus den kommunistischen Grundprinzipien ableiten. Aber nicht nur die Zielstellungen sind eindeutig ableitbar, auch die Form ihrer Realisierung in Ökonomie und Politik kann so detailliert geschlußfolgert werden, dass sie eindeutig beschrieben ist, also im wesentlichen keine Variationsmöglichkeiten bestehen.

Die sozialökonomischen Grundlagen der kommunistischen Gesellschaft sind eindeutig bestimmt. Es kann keine Gesellschaft geben, die andere als die in der kommunistischen Theorie abgeleiteten sozialökonomischen Grundlagen hat und trotzdem kommunistisch ist, also Ausbeutung ausschließt.

Im Bereich der Ökonomie ist privates Gewinndenken zur Wirtschaftssteuerung grundsätzlich mit dem kommunistischen ökonomischen Hauptwirkungsprinzip unvereinbar. Die kommunistische Ökonomie kann nur auf gesellschaftlicher Verfügung und wissenschaftlicher Gebrauchswertplanung beruhen.

Im Bereich der Politik ist die Liga nicht nur der Ausschluß von politischer Macht im Gegensatz zum Staat, sondern auch gleichzeitig die einzige Realisierungsform der kommunistischen Gesellschaft, im Gegensatz zu den vielen verschiedenen Staatsformen.

Das ökonomische, politische, technische und kulturelle Niveau ist in einer von Ausbeutern aufgeteilten Welt sehr inhomogen. Daher kann der Startpunkt bei kommunistischen Revolutionen in verschiedenen Ländern sehr unterschiedlich sein. Aber die Eindeutigkeit der Aussagen der kommunistischen Theorie über Ökonomie und Politik wird nicht durch den Startpunkt beeinflußt, und erst recht nicht durch irgendwelche kulturellen Eigenarten. Es ist also nicht gerechtfertigt, eine Abweichung von der kommunistischen Theorie mit nationalen Besonderheiten zu begründen, die angeblich eine besondere Handlungsweise verlangen. Eine solche Begründung ist in jedem Falle Betrug.

Dieser Betrug kann darin bestehen, dass Ausbeuter sich als Kommunisten tarnen, um den durch die kommunistische Revolution entstandenen Machtapparat zu ihrem privaten Herrschaftsinstrument zu machen und um ihren Machtanspruch damit zu legitimieren, dass sie behaupten, im gesamtgesellschaftlichen Interesse zu handeln.

Der Betrug kann aber auch dadurch entstehen, dass Kommunisten nicht über genügend Wissen, Enthusiasmus, Können und Organisationstalent zum Aufbau einer kommunistischen Gesellschaft verfügen, ihre ungenügende Befähigung aber nicht eingestehen wollen. Solche Menschen sind dann gezwungen, die durch sie verursachten Probleme anderen Ursachen zuzuschreiben, um ihr Versagen zu vertuschen.

Eine ungenügende Befähigung für eine Aufgabe zuzugeben, ist für einen Kommunisten durchaus ehrenvoll. Erst dadurch wird schließlich der Weg für Hilfe zur Verbesserung der Befähigung oder für Menschen mit höherer Befähigung frei, bevor vermeidbarer Schaden entsteht. Hingegen widerspricht es gleichermaßen Bewusstheit und Gemeinschaftlichkeit, eine ungenügende Befähigung zu verschweigen und die Folgen eigenen Unvermögens auf andere abzuwälzen.

Die sozialökonomischen Grundlagen der kommunistischen Gesellschaft sind vollständig und eindeutig durch die kommunistischen Grundprinzipien der Gemeinschaftlichkeit und Bewusstheit bestimmt. Die kommunistische Sozialökonomik ist in der kommunistischen Gesellschaft gesellschaftliche Notwendigkeit.

Das ist das notwendige Element der evolutionären Hauptetappe der kommunistischen Gesellschaft. Die dadurch beschriebene Eindeutigkeit der sozialökonomischen Grundlagen bedeutet, dass die voll ausgebildete kommunistischen Gesellschaft nur existieren kann, wenn bei den Menschen Einsicht in diese Notwendigkeit besteht. Für die Gestaltung von Ökonomie und Politik läßt die kommunistische Gesellschaft keine Freiheit. Doch diese Beschränkung entsteht erst dadurch, dass die bewusst gemeinschaftlichen Menschen die gesellschaftliche Notwendigkeit einsehen und sich bewusst dafür entscheiden.

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c) Die kommunistische kulturelle Vielfalt

Die kommunistische Theorie beschreibt auch den Bereich der kommunistischen Kultur vollständig. Das bedeutet, dass sie auf alle Gebiete der Kultur anwendbar ist. Sie enthält aber kein kulturelles Hauptprinzip. Die kommunistische Kultur wird durch mehrere Prinzipien und Relationen beschrieben, die alle nur einen gesellschaftlichen Rahmen definieren, innerhalb dessen sich die Kultur der Menschen frei entwickeln kann. Die kommunistische Theorie ist also im Bereich der Kultur nicht eindeutig. Sie schließt die Ableitung einer bis ins einzelne bestimmten kommunistischen Kultur aus und garantiert statt dessen die breite Vielfalt der individuellen Kultur. Es existiert keine kommunistische Reglementierung der individuellen Lebensgestaltung der Menschen. Die kommunistische Kultur ist also eine Kultur der Individualität, die über Gemeinschaftlichkeit und Bewusstheit gesellschaftlich verknüpft ist. Sie enthält sehr breite Möglichkeiten für jeden Menschen, die erst dort eine Beschränkung erfahren, wo andere Menschen mitbetroffen werden. Eine Einmischung der kommunistischen Gesellschaft in die individuelle Kultur von Menschen ist nur möglich, um zu verhindern, dass sich diese Menschen in die individuelle Kultur anderer Menschen einmischen.

Die Begründung kultureller Reglementierung des Lebens als kommunistische Notwendigkeit zur Kulturrevolution ist Betrug. Kulturelle Reglementierung ist Unterdrückung der Individualität. Sie basiert auf Willkür der Herrschenden und nicht auf Einsicht der Betroffenen, widerspricht also der Bewusstheit. Sie ist das Diktat einzelner über viele und widerspricht damit der Gemeinschaftlichkeit. Das sind Merkmale der Ausbeutergesellschaften und nicht der kommunistischen Gesellschaft. Die kommunistische Revolution der Kultur besteht gerade in der Befreiung der individuellen Kultur, nicht in ihrer Fesselung.

Die kulturelle Ausgestaltung der kommunistischen Gesellschaft ist ausschließlich durch die kommunistischen Grundprinzipien der Gemeinschaftlichkeit und Bewusstheit beschränkt. Die kommunistische Kultur ist in der kommunistischen Gesellschaft individuelle Freiheit.

Das ist das freie Element der evolutionären Hauptetappe der kommunistischen Gesellschaft. Die dadurch beschriebene Vielfalt der kulturellen Ausgestaltung bedeutet, dass die Menschen in der kommunistischen Gesellschaft die maximale Freiheit der individuellen Kultur besitzen. Die Freiheit der individuellen Kultur der Menschen wird auch nicht durch Gemeinschaftlichkeit und Bewusstheit beschränkt, solang sie wirklich individuell ist und keine gesellschaftlichen Zwänge ausübt. Erst dann stößt die Freiheit der kommunistischen Kultur an die Grenzen der Notwendigkeit der kommunistischen Sozialökonomik. Allerdings ist es erst die gesellschaftliche Notwendigkeit der kommunistischen Sozialökonomik, die die individuelle Freiheit der kommunistischen Kultur ermöglicht und auch garantiert.

 

 

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